Im Gespräch mit Schaefer Kalk-Geschäftsführerin Heike Horn

08.01.2023

1860 gründet Johann Schaefer ein Unternehmen, das auch über 160 Jahre später noch Geschichte schreibt:
Schaefer Kalk. Heike Horn zählt zur fünften Generation der Familie und verantwortet gemeinsam mit ihren Geschäftsführungskollegen 700 Mitarbeiter weltweit. Wir wollten wissen, wie es dem Unternehmen gelingt „Kalk von seiner besten Seite“ zu präsentieren, den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu realisieren und den verschiedenen Interessengruppen gerecht zu werden.


Frau Horn, als Rohstoffbetrieb begegnen Ihnen sicherlich immer wieder Menschen, die den Eingriff in die Natur, der durch den Kalkabbau unweigerlich stattfindet, kritisch hinterfragen. Gleichwohl ist das Thema „Rohstoffversorgung“ aktueller denn je. Haben Sie das Gefühl, dass aufgrund der aktuellen Lage ein Umdenken stattfindet?
Viele Menschen sind sicherlich aufgrund der aktuellen Entwicklungen sensibilisiert. Und es ist Tatsache, dass ein Steinbruch grundsätzlich einen Eingriff in die Natur darstellt. Dabei achten wir allerdings sehr genau darauf, wie dieser Eingriff erfolgt und führen unsere Arbeit unter Einhaltung strengster Regularien sowie so umweltverträglich wie möglich aus.
Wir befinden uns auch in einem regelmäßigen Austausch mit den Naturschutzverbänden bzw. -organisationen, die unsere Betriebe positiv bewerten, da sich viele, teilweise neue, Tierarten ansiedeln. Ein Steinbruch ist bereits im Betrieb ein Zugewinn für die Natur. Seit jeher verstehen wir es als unsere Aufgabe darauf zu achten, so ressourcenschonend zu arbeiten, wie nur möglich. Darüber hinaus fördern wir die Artenvielfalt im Steinbruch durch gezielte Maßnahmen.

Was heißt das konkret?
Wir versuchen, so viel des abgebauten Materials wie möglich im Brennprozess einzusetzen oder anderweitig zu vermarkten und entsprechend weniger Material auf die Kippen zu verbringen. Auch im weiteren Prozess versuchen wir anfallende Abfallmengen zu vermindern und wo möglich wieder einzusetzen. Bei der Weiterverarbeitung hilft uns außerdem unser zertifiziertes Energiemanagementsystem in Kombination mit modernen und effizienten Öfen sowie Anlagen, den Energieverbrauch stetig zu optimieren. Am Standort Hahnstätten werden diese mit Erdgas betrieben, welches im Bereich der fossilen Brennstoffe den geringsten CO2-Ausstoß aufweist.

In Zeiten der Energiekrise: Wie gehen Sie mit den aktuellen Herausforderungen um? Haben Sie konkrete Maßnahmen ergriffen?
Das Thema Energieeffizienz steht bei uns aus Kosten- und Nachhaltigkeitsgründen schon immer oben auf der Agenda. Trotzdem verstärken wir unsere Aktivitäten zum Energiesparen in der aktuellen Situation. Auch ein langfristiger Energieeinkauf ist für uns als energieintensives Unternehmen schon lange Teil der Unternehmensstrategie. Gleichwohl mussten auch wir einen Teil der Kostensteigerungen an unsere Kunden weitergeben und die Verkaufspreise anpassen.

Sie haben eben bereits einige Beispiele aufgezählt, die belegen, wie Nachhaltigkeit bei Schaefer Kalk gelebt wird. Gibt es darüber hinaus weitere Projekte?
Nachhaltigkeit wird häufig auf die Umwelt verkürzt. Aber die Säulen Soziales und Ökonomie gehören auch dazu, denn nur so ergibt es ein Ganzes. Soziale Verantwortung zu übernehmen, hat für uns schon immer eine hohe Bedeutung gehabt und wir leben diese tagtäglich. Dazu zählt u.a. auch der Aspekt der Mitarbeiterführung und in dem Kontext die Rahmenbedingungen für die Arbeit. Wertschätzung und Personalentwicklungsmaßnahmen sind an dieser Stelle wichtige Schlagworte, die mit Leben gefüllt und realisiert werden müssen. Wie auch die Albert Weil AG investieren wir in die Berufsausbildung und bilden in insgesamt fünf Berufen aus.
Die Ausbildung ist eine wichtige Säule, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Aber auch der Umgang mit unseren Nachbargemeinden hat für uns einen hohen Stellenwert.

Und wie gestaltet sich dieser?
Zu den Gemeinden pflegen wir eine transparente und offene Kommunikation und laden zum Diskurs ein – auch vor Ort. Ich habe Verständnis für die Belange der Bürger, denn sie sind in der Tat mit Emissionen wie Lärm oder Staub konfrontiert, wenngleich diese sich selbstverständlich unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte bewegen. Wir haben ein fest etabliertes und klar geregeltes Beschwerdemanagement und die letzten fünf Jahre haben gezeigt, dass wir uns immer verbessern und die Anzahl der Beschwerden rückläufig ist. Das liegt daran, dass Anfragen bei uns nicht versanden, sondern bearbeitet werden. Wir tun etwas und das wirkt.

Sie sprachen noch den Aspekt der Ökonomie an. Welche Rolle spielt dieser?
Wir ergreifen bereits einige Maßnahmen in Hinblick auf die Nachhaltigkeit. Aber: Die Wirtschaftlichkeit muss auch gegeben sein. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, in dem Arbeitsplätze erhalten werden müssen. Dasbedeutet, dass es wichtig ist, vernünftig zu agieren. Auch die Zusammenarbeit mit langjährigen, vertrauensvollen Partnern ist eine entscheidende Säule. Dazu zählt auch die Bauunternehmung Albert Weil AG.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit der Albert Weil AG beschreiben?
Sehr gut, sehr professionell und vertrauensvoll. Man kennt sich persönlich und weiß, dass alle Akteure äußerst kompetent sowie leistungsfähig sind. Die Zusammenarbeit besteht in meiner Wahrnehmung seit jeher, wofür wir sehr dankbar sind.

Im Rahmen der Identifikation neuer, nachhaltiger Projekte bzw. Themen: Inwiefern können sich Ihre Mitarbeiter einbringen?
In unserem Prozess spielen die Mitarbeiter eine große Rolle. Vor langer Zeit haben wir zunächst auf der Führungsebene begonnen, gemeinsam gebrainstormt und uns die Frage gestellt „Wie nachhaltig sind wir?“. Die Belegschaft wurde dann sukzessive mit einbezogen. Das Ergebnis ist u.a. eine Nachhaltigkeitserklärung, die Sie auf unserer Homepage finden können. Noch viel wichtiger ist aber das Bewusstsein für den Status Quo und die Ziele, die wir uns gesetzt haben.

Welche wären das?
Die Politik hat das Ziel vorgegeben, bis 2045 klimaneutral zu sein und diese Herausforderung nehmen wir an. So möchten wir u.a. eine PV-Anlage bauen und stromdeckend regenerative Brennstoffe verwenden.
Den Brennstoffeinsatz vollumfänglich zu ersetzten und die Qualität unserer Produkte zu behalten, ist eine große Aufgabe, die es zu meistern gilt. Und Fakt ist auch: Wir werden es nicht vermeiden können, CO2 auszustoßen. Dies ist und bleibt Bestandteil des Prozesses bei der Umwandlung von Kalkstein in gebrannten Kalk. Wir müssen aber Wege finden, das Konzentrat abzutrennen und einer anderen Nutzung zuzuführen.

Wie weit ist der Weg noch? Bis zur Zielerreichung?
Es ist ein Prozess. Wir benötigen regenerativen Strom, für den aber eine gewisse Infrastruktur nötig ist. An dieser Stelle ist die Politik gefragt. Der Einsatz von Wasserstoff ist ein großes Thema. Aber es bedarf an dieser Stelle Innovationen und neue Technologien. Wir arbeiten sehr eng mit Universitäten, Zulieferern und anderen Industrieunternehmen zusammen, um unseren Beitrag zu leisten, auch wenn es noch ein weiter Weg ist bis zum Ziel der Klimaneutralität.
Die Basis für Nachhaltigkeit ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, der Natur und Rohstoffen. Hiersind wir, als Gesellschaft, gefragt und jeder kann seinen persönlichen Beitrag leisten.