Leuchtturmprojekt „Kreisstraßendienst“

„Die Wertschöpfung (…) bleibt im Landkreis Limburg-Weilburg.“

2018 wurde ein fünfjähriger Vertrag zwischen der Bauunternehmung Albert Weil AG und der Baufirma Hermann Schäfer GmbH & Co. KG einerseits sowie dem Landkreis Limburg-Weilburg andererseits abgeschlossen.

Seitdem übernimmt die ARGE die Erhaltungs- und Unterhaltungsmaßnahmen der Kreisstraßen im Landkreis Limburg-Weilburg. Der damalige Landrat a.D. Manfred Michel sagte damals: „Wir sind der einzige Landkreis in Hessen mit diesem Modell – in enger Abstimmung mit dem Land Hessen.“ Wir haben mit Klaus Rohletter, Michael Lohr und Till Schwalbach über das „Leuchtturmprojekt“ gesprochen.

Herr Rohletter, vor gut fünf Jahren haben Sie erstmalig den Auftrag für den Kreisstraßendienst im Landkreis Limburg-Weilburg erhalten. Ein für die Bauunternehmung gänzlich neuer Tätigkeitsbereich. Wie kam es dazu?

ro: Der Auftrag war damals durchaus etwas Besonderes. Alles begann zunächst mit einer öffentlichen Ausschreibung, an der wir uns beteiligt haben. Wir haben uns mit den Unterlagen beschäftigt und uns auf die – für uns zunächst besonderen – Anforderungen vorbereitet.

Lohr: Das Projekt ist bis heute weiterhin einzigartig. Früher hat der Straßenbetriebsdienst des Landes Hessen als Dienstleister für den Landkreis die Aufgaben erfüllt. Für uns stand irgendwann fest: Die Zeitspanne bis zur Erneuerung einer Decke bzw. einer Schadensbeseitigung auf unseren Kreisstraßen muss deutlich verkürzt werden. Diese Leistungen, die bis dato durch Hessen Mobil ausgeführt wurden, wollten wir nun selbst übernehmen.

Im weiteren Verlauf haben wir Positionen gegenübergestellt, eine Ausschreibung konzipiert und wollten heimische Tiefbauunternehmen einbinden. Unser Ziel: Die Wertschöpfung, die der Landkreis ausschreibt, sollte auch im Landkreis bleiben. Also eine sehr wertvolle Initiative – für alle Beteiligten.

Ro: In der Tat. So, wie man es in der Baubranche längst gewohnt ist, eine schlüsselfertige Bauweise anzubieten, so war es hier der Landkreis, der nicht nur den Bau, sondern auch die Unterhaltung von Straßen nachfragen kann. Der Generalunternehmer wird schon selbst dafür sorgen, dass die Straßen in Ordnung sind und optimiert werden.

Lohr: Es ist langfristig wirtschaftlicher und die Straßen haben einen höheren Ausbau- sowie Qualitätsstand, was den Bürgern des Landkreises zugutekommt. Dass unsere Straßen in einem deutlich besseren Zustand sind, merkt man durchaus im Übergang von Landkreis A zu Landkreis B.

Für die Bauunternehmung war es dennoch „Neuland“. Wie haben Sie sich auf die neue Aufgabe konkret vorbereitet? Insbesondere den Winterdienst?

Ro: Wir hatten eine gute Arbeitsvorbereitung – dachten wir. Der Landkreis hat mit seinem Beschwerdemanagement die ersten Defizite aufgedeckt. Innehralb der ersten acht Wochen kam die eine oder anderen Beschwerde. Es kam auch recht schnell ein Anruf durch Michael Lohr, der klar gesagt hat: „So könnt ihr das nicht machen.“

Im Rahmen eines ersten gemeinsamen Termins wurden dann Lösungen besprochen. Seitdem gibt es einen regelmäßigen Jour Fixe, der alle drei Monate stattfindet, und der zu einer vertrauensbildenden Maßnahme geführt hat. Wir stimmen uns ab, bevor Probleme auftauchen. Das Vertrauen ist von Mal zu Mal gewachsen.

Wollen Sie ein konkretes Beispiel benennen?

Ro: Gerne, zum Beispiel das Stichwort „Streckenkontrolle“. Die Gefahrenpunkte rechtzeitig zu erkennen – hinsichtlich der Lichtraumprofile oder auch der Bankette – war für unseren Betriebsdienst zu Beginn nicht so einfach. Das regelmäßige Gespräch hat dazu geführt, dass man sich – bis hin zum Winterdienst – austauscht und auf die Gefahren hinweist sowie dafür sensibilisiert.

Welche Investitionen haben Sie getätigt?

Ro: Wir haben damals zwei Salzsilos angeschafft und Salz bestellt. Unsere Mitarbeiter wurden entsprechend geschult, um für die Verkehrssicherheit sorgen zu können. Weiterhin haben wir einen Unimog neu angeschafft – zunächst nur für den Winterdienst.

Lohr: Wobei man sagen muss: Der Winterdienst hat sehr, sehr schnell und sehr gut funktioniert. Es lief – mit ganz wenigen Ausnahmen – von Anfang an sehr reibungslos. Wir hatten kaum eine Eingewöhnungsphase. Was die Streckenkontrolle angeht, die das Herzstück des Auftrags ist, so mussten wir uns gemeinsam den Themen im Rahmen eines Prozesses nähern.

Ro: Es war und ist wichtig, erfahrene Menschen zu haben – wie zum Beispiel die Herren Sebastian Eich oder Oliver Königstein –, die sich um die Disposition kümmern.
Es gibt acht Strecken, die im Winterdienst je nach Bedarf mit Räumschild und Salzstreuern abgefahren werden. Jeder hat seine feste Route. Man hat sich „on the job“ herangetastet.

Warum folgen andere Landkreise nicht Ihrem Beispiel? Die Erfolge sprechen doch für sich?

Lohr: Das Kreisstraßenprojekt kann jede Kommune – bezogen auf die Gemeindestraßen – adaptieren. Und es ist auch zu empfehlen. Die Schadenserfassung, die im Vorfeld unabdingbar ist, ist jedoch mit Arbeit verbunden.

Schwalbach: Es gab zunächst mehre Zustandserfassungen, die in den Jahren 2014 und 2015 wiederholt wurden. Jede Straße ist mit Videomaterial befahren worden. Teilweise wurden Kernbohrungen durchgeführt, um den allgemeinen Zustand zu dokumentieren.

Lohr: Wir investieren jedenfalls mehr Geld in die Instandhaltung als in die Erneuerung einer Straße. Und es ist aus meiner Sicht ein Paradebeispiel für die konstruktive Zusammenarbeit zwischen privater Wirtschaft und öffentlicher Hand.

Ro: Der Landkreis ist an dieser Stelle sehr innovativ und lösungsorientiert. Letztlich dient das Projekt auch den Bürgern durch die Sicherstellung eines hohen Qualitätsniveaus der Kreisstraßen sowie den wirtschaftlichen Einsatz der öffentlichen Finanzmittel.

Also schlägt sich die Bauunternehmung aus Ihrer Sicht gut und die Zusammenarbeit läuft zufriedenstellend?

Lohr: Im Ergebnis haben wir uns gut eingefunden. Wir sind schneller, flexibler und besser im Ergebnis.

Schwalbach: Wir erhalten oft die Rückmeldung, dass die Straßen in einem sehr guten Zustand sind. Das spiegelt sich auch im Beschwerdemanagement, welches deutlich rückläufig ist. Wir pflegen eine sehr enge Kommunikation und wenn es Herausforderungen gibt, greift man zum Hörer.

Lohr: Es ist ein partnerschaftliches System entstanden. Wenn es Herausforderungen gibt, löst man die Themen. Aber dies ist in letzter Zeit kaum noch notwendig.

Ro: Es ist auch Zeichen von Vertrauen. Wir regen uns nicht über die Beschwerden auf, sondern sprechen über Lösungen miteinander. Und wir sind wechselseitig im Gespräch.

Schwalbach: Was auch für die sehr gute Zusammenarbeit spricht: Der Vertrag beinhaltet eine Verlängerungsoption nach den fünf Jahren Laufzeit. Diese wurde gezogen, sodass die Zusammenarbeit auch weiterhin besteht.

Lohr: In der Zukunft wird es dann eine neue Ausschreibung geben.

Was zeichnet denn aus Ihrer Sicht die Bauunternehmung Albert Weil AG aus?

Lohr: Was bei der Albert Weil AG heraussticht: Sie stehen für eine sehr gute Qualität, auf die man sich verlassen kann. Wenn ich einen Auftrag erteile – gerade in einem solchen Segment – dann erwarte ich technisch saubere Arbeit. Und diese zeichnet die Arge der Firma Hermann Schäfer und der Bauunternehmung Albert Weil AG aus. Es wird nicht einfach sein, diese Qualität zu halten.

Ein kleiner Ausblick: Wie geht es mit dem Kreisstraßenprojekt weiter? Gibt es weitere Ideen bzw. Innovationen?

Lohr: Das Projekt befindet sich in der Weiterentwicklung, wobei es um die Verfeinerung geht. Stichwort Digitalisierung: Man muss direkt erfassen können, ob und auf welcher Strecke eine Kontrolle erfolgt ist. Wir sind gerade dabei, dies auszubauen.

Schwalbach: Wir haben eine neue Software-Lösung und sind auf einem sehr guten Weg.

Zu guter Letzt: Was wünschen Sie der Bauunternehmung Albert Weil AG – dem Geburtstagskind – für die Zukunft?

Lohr: Ich wünsche der gesamten Organisation, dass sie auf diesem Niveau bleibt und dass sie Mitarbeiter finden, die das Niveau halten können.