„(…) Blumenstrauß an Menschen und Möglichkeiten“

Vom Hoch- über den Tiefbau, bis hin zum Schüsselfertigbau oder dem Schweren Erdbau und der Abraumbeseitigung – mit vier Geschäftsbereichen und rund 700 Mitarbeitern in der Unternehmensgruppe, die derzeit sechs Tochtergesellschaften zählt, ist unsere AW WELT durchaus „bunt“. Wir haben mit Vorstand Stefan Jung-Diefenbach darüber gesprochen, wie er diese Vielfalt einordnet und wie sich diese auf die tägliche Arbeitsweise auswirkt.

Herr Jung-Diefenbach, wie vielfältig ist die Bauunternehmung Albert Weil AG?

Wenn wir über unsere Maßnahmen sprechen, steht fest: Keine Baustelle ist wie die andere. Unser Portfolio reicht vom Tief- bis in den Hoch- oder Schlüsselfertigbau. Vom Kleinauftrag bis hin zum Großauftrag ist alles dabei. Nehmen wir Niedernhausen als Beispiel: Die Baustelle war wahnsinnig komplex und hat mehrere Disziplinen vereint. Gleiches gilt für unsere Maßnahme in Frankfurt-Gallus oder auch derzeit in Ortenberg-Konradsdorf. Jede Baustelle hat ihre Besonderheiten und Herausforderungen.

Aus meiner Sicht gibt es keine Branche bzw. kein Arbeitsfeld mit einem so breiten Spektrum an Arbeitsmöglichkeiten.

Gleichzeitig gibt es immer etwas, was man so vorher noch nicht gemacht hat. Die Lage bzw. Logistik ist stets unterschiedlich – ebenso die Randbedingungen oder auch die Partner, sprich: die Ingenieurbüros und auch der Auftraggeber.
Der Bauleiter übernimmt nicht nur die technische Leitung, sondern fungiert maßgeblich als Manager, der alle Projektbeteiligten auf Stand und Kurs halten muss. Das ist eine große Kunst.

Man kann es vielleicht so zusammenfassen: Die Baustelle ist ein großer Blumenstrauß an Menschen und Möglichkeiten.

Und wie gelingt es einem Bauleiter, diese Kunst auszuüben?

Man muss sich immer bewusst machen, dass es um die Sache geht und nicht die Person. Alle haben ein gemeinsames Ziel und dieses ist die Fertigstellung der Baumaßnahme. Leider gelingt es nicht jedem, diesen Weitblick zu haben. Viele priorisieren ihre Bedürfnisse. Befindlichkeiten stehen leider nicht selten mehr im Fokus als die Baumaßnahme.

War dies schon immer so? Oder erleben Sie einen Wandel?

Früher gab es aus meiner Sicht mehr „Typen“ und man war in der Lage, sich persönlich miteinander auseinanderzusetzen. Das gesprochene Wort hatte eine Bedeutung. Das vermisse ich heute oftmals. Auf der einen Seite sind manche Prozesse viel schneller geworden und gleichzeitig sind die Entscheidungswege länger. Auf allen Seiten muss sich abgesichert werden. Das Bauen tritt aus meiner Sicht zu oft in den Hintergrund.
Haben Sie einen Vorschlag, wie das Bauen wieder mehr in den Fokus rücken könnte?

Wie schon erwähnt: Die persönlichen Befindlichkeiten außen vor lassen. Ich wünsche mir wieder mehr Mut und Geradlinigkeit.

Was hat sich noch verändert?

Aus meiner Sicht ist die Akzeptanz für Baumaßnahmen gesunken. Fakt ist: Eine Baustelle verursacht immer Lärm, Schmutz und Staub. Ohne Eingriffe in die Umwelt geht es nicht. Durch die sozialen Medien kann auch jeder direkt seinen Unmut mitteilen – ungefiltert und nicht selten anonym.

Man sollte sich aber aus meiner Sicht auf das Ziel fokussieren. Die sanierte Brücke, die erneuerte Straße oder auch die neue Rettungswache. Am Ende, wenn die Maßnahme abgeschlossen ist, wird die Umwelt auch wieder bunt. Alles hat seinen Lebenszyklus – das ist der Lauf der Dinge und das darf man nicht vergessen.

Wie würden Sie Ihre Mitarbeiter beschreiben?
Können diese gut mit den Veränderungen umgehen?

Ja, definitiv. Wir haben sehr viele Mitarbeiter mit den unterschiedlichsten fachlichen oder auch kulturellen Hintergründen. Das Zusammenspiel war schon immer sehr gut und funktioniert auch weiterhin hervorragend. Aus meiner Sicht sind die Mitarbeiter sogar offener und zugänglicher für Argumente geworden. Das empfinde ich als sehr positive Entwicklung.

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

Die Welt ist permanent im Wandel und die nächste Generation an Bauleitern und Auftraggebern hat bereits die Arbeit aufgenommen. Ich würde mir wünschen, dass im Rahmen von Prozessen das Prinzip der Verhältnismäßigkeit mehr Beachtung findet und gleichzeitig, wie schon erwähnt, das Bauen mehr im Vordergrund steht. Es muss immer um die Sache gehen.